C. gemerkt hat, daß ich son kleines bißchen eifersüchtig auf Madonna bin hat sie mit mir vorgestern einen gaaaaanz langen Spaziergang gemacht und da ham wer endich mal über alles so quatschen können. Mann, hat das gut getan! Jetzt weiss ich, daß C. mich genauso liebhat wie die Madonna. Da war nämlich sone total nette Frau, die wollte mich haben. Aber mir tut ja momentan wieder das rechte Hinterbein weh… Da hat C. dann gesagt, das kann ich nicht verantworten, die Nelli bleibt bei uns!
Find ich gut 🙂 !!
Auf dem Spaziergang hat sie mir dann erzählt, daß ich als Fohlen ein sogenanntes Schlachtfohlen war. So nennen die Menschen das, wenn wir gegessen werden. Aber was hat das mit mir zu tun? Also ich sollte wohl auch gegessen werden. Musste mit meiner Mama, die damals schon sehr krank war auf sone laute Veranstaltung, Versteigerung nennen sie das. Da geben Zweibeinern anderen Zweibeinern Papier in die Hände und tauschen dieses gegen uns…Ich bin dann von meiner Mama getrennt worden und musste ganz viele Stunden alleine in nem Kasten sein, der gerollt ist und super laut gerumpelt hat. Irgendwann durfte ich dann aussteigen und war ganz woanders, die Menschen dort haben so ganz komischen Lippenlaute gemacht ( später hat mir einer erklärt, das war Sächsisch das muss so..) Ich hab ganz alleine in nem Bretterhaus wohnen müssen. Hab zwar Wasser und Essen gehabt (pfui Spinne, so eklig saures und nasses Heu), war aber ansonsten alleine und sehr traurig. Zwischendurch kam immer mal die Zweibeinfrau mit den komischen Lippenlauten mit anderen Zweibeinern. Die haben dann immer gesagt, oh wie süüüüß, ja DAS ist Tierschutz, es müssten alle Fohlen gerettet werden. Retten, wieso retten? Ich war einsam, hatte Scheißessen und niemanden, der für mich da ist. irgendwann (nach gefühlt hundert Jahren) kam dann son ganz nettes Zweibeinmädchen.Die hat dann auch ein ein paar bedruckte Papierschnipsel (Anm. von C.: Geld) gegen mich getauscht, ich musste wieder viele Stunden im Kasten verbringen. Die nächsten Jahre waren manchmal ganz schön, weil ich nen Norikerfreund hatte, aber oft auch blöd. Das nette Zweibeinmädchen hat nämlich garnicht gewusst was ich so brauche als echter Noriker, und das mir auch noch Erziehung und Ausbildung fehlt. Außerdem haben sie mich auch mit Dingen gefüttert, die mich krank gemacht haben. Meine Beine haben immer wieder doll wehgetan, unser Schmied hier sagt ich hab massive Stellungsfehler, das hätte als Fohlen korrigiert werden müssen. C. sagt die Schmerzen in Beinen und Muskeln kommen von der schlimmen Fütterung mit Silage, Brot, Äpfeln und viel Müsli. + PSSM nennen sie das. Das macht einige von uns krank. Wir sind halt keine Sportpferde und haben einen etwas anderen Stoffwechsel… und ganz andere Bedürfnisse.
Irgendwann im letzten Winter ist dann C. mit drei! anderen Zweibeinern auf einmal dagewesen. Ich stand bei HH in sonem hartgefrorenen Auslauf (gottseidank mit Norikerfreundin 🙂 bewegen konnten wir uns kaum weil der Boden so wehgetan hat an den Füssen und zu essen gabs auch nur SIlage. C. hat mich auch nur angeguckt, weil mein Papa Titan Vulkan wohl so toll ist und sie den persönlich kennt. Ich hab ihr dann erstmal freundschaftlich in den Fuss gebissen und versucht sie anzurempeln, aber sie hat sich von mir garnicht beeindrucken lassen! ( erstaunlich) Dann hat sie gesagt, ok Du darfst mit. So musste ich dann wieder in den rollenden Kasten und wohne jetzt hier. Manchmal tut mir auch garnix weh und dann tobe ich mit meinen Freunden und lasse so ein kleines bißchen die wilde Wutz raus 🙂 Die Gymnastik, die C. und die anderen hier mit mir machen tut auch richtig gut, mein Rücken fängt an zu „schwingen“ (Hä? wieso schwingt der, und wohin? )
Also Fazit für mich: Glück gehabt Nelli! Viele der Zweibeiner, die uns „retten“ wissen garnicht auf was sie sich das einlassen. Wir Noriker sind nämlich ne grosse Verantwortung! (Anm. C. : alle Tiere!) Ist es nicht genauso schlimm wie aufgegessen zu werden, wenn man so ab- und rumgeschoben wird? Und wenn sich Zweibeiner an unserem Leid mit vielen Papierschnipseln bereichern? Wenn wir krank aufwachsen müssen, Schmerzen haben..
Naja, das war halt unser Thema beim Mädchenspaziergang, ein bißchen traurig vielleicht, aber die Realität ist halt nicht immer schön. C. sagt ja immer: Das Leben ist (k)ein Ponyhof: bis neulich
alles Liebe Eure Nelli
