Spiegel der Seele, so nennen uns die Zweibeiner oft. So beginnt ein Tagebucheintrag von Nelli. Vom 8.12.2014. Also vor fast sechs Jahren. Seither ist unglaublich viel passiert. Im positiven wie im Negativen natürlich auch. Das Leben hat mich und uns geschleudert, gedreht, gestreichelt und noch vieles mehr für das ich grad keine Worte finden. Es wurde gelebt, geboren, geliebt, gestorben. Geblieben ist unbestritten die Tatsache, das Tiere (natürlich nicht nur Pferde) intuitiv und instinktiv ihr Gegenüber „spiegeln“ oder vielleicht besser gesagt, sie spüren und fühlen unsere Energie, spiegeln uns durch ihr Verhalten und geben uns dadurch unmittelbar Feedback über unsere, nennen wir es … Tagesform! (mal ganz nebenbei, das tun Kinder auch.. Wenn sie dürfen)
Dies kann immer nur im direkten Kontakt geschehen. Ohne Fühlen kann das nix werden!
Auch wenns noch so tolle „Methoden“ und „Innovationen“ geben soll! Es spalten sich die Geister und erhitzen sich die Gemüter! Schuld sind die bösen Offenstalltussis, die affektierten Turniergeckos, die Schabracken sammler, die vertikalen Suderer, was weiss ich noch, wer alles dem anderen unterstellt schlecht und böse zu sein. Jeder hat für sich das Monopol der/die/das Beste zu sein und die einzige Wahrheit zu verkünden, vor allem zu kennen. In der virtuellen Welt passieren gerade sehr erschreckende Dinge für mich, soll das repräsentativ für unsere heutige Gesellschaft sein???!!! Der Umgangston ist harsch, es wird gepöbelt, ungefragt geduzt (ja ich gehöre noch zu denen, für die ein Sie die respektvollere Anrede ist) , denunziert und gewertet.
Haben sie eigentlich mal die Pferde gefragt? Ich meine so richtig hingefühlt?
Momentan boomen Angebote von sogenannten Webinaren (wahrscheinlich Corona sei dank) oder Online Reitunterricht, Online Erziehung, Haltungstipps und sogar Messen und Turniere werden inzwischen online ausgetragen. (Übrigens nicht nur bei Pferdeleuten, die Hundeszene ist da um nix besser) Der Kunde kauft sich sozusagen sein gutes Gewissen, da er ja bei der Akademie „Wie auch immer“ diverse (Online) Kurse belegt hat.
Klar, es tut weh, wenn Dein „Seelenpferd“ Dir mal eben so den „Stinkefinger“ zeigt, sich losreißt, abhaut und durch den frisch gepflügten Acker hoppelt. Beim Aufsteigen nicht stehen bleibt. Das Turnier Pferd zwar auf den Hänger geht, aber auf dem Turnierplatz kaum zu handeln ist, weil natürlich das „Reiten“ geübt wird, aber keine echte Kommunikation mit dem Pferd stattfindet. Ich glaube diese Problematiken sind aber nur bedingt über das Internet zu lösen. Sie entstehen nicht von heute auf morgen, sie entwickeln sich. Sind sicher teils haltungsbedingt, zum großen Teil aber hausgemacht. (Nix Corona ist schuld..)
Recht hat in diesem Fall nur einer, nämlich das Pferd!
Aber es geht auch anders, ganz anders. Ich weiß von Menschen, die die Krise nutzen. Sich hinterfragen, einen neuen Bezug zu sich und ihrem Tun resp. Pferd finden. Das erfüllt mich mit ganz viel Glück und Frieden, denn wenn nur einer seinen eigenen Weg findet , gibt es( um es in meinem Worten zu sagen) einen Schwurbler weniger.
Auch ich habe überlegt, wie ich diese schwere Zeit überstehen kann. Fühlen kann man ja nicht online „lernen“ , Gefühle wollen ja gefühlt werden. In Echtzeit. Im Moment. Also fällt das digitale (außer Blog zu schreiben) weg. Gottseidank habe ich im Frühjahr Soforthilfe des Bundes bekommen und zur Zeit gibt es einige liebe Menschen, die sich am Futtergeld der Tiere beteiligen. Arbeiten darf ich momentan, wenn auch natürlich sehr eingeschränkt.. Da wir ja immer nur zu zweit und zudem draußen sind. Darüber bin ich sehr dankbar. Jeden Tag. Sollte aber auch mich der erneute Lockdown weiter geschäftlich in die Knie zwingen, wird sich eine weitere erneute Möglichkeit zu Entwicklung auftun. Um meinen Tieren und mir weiter ein Zuhause schaffen zu können.
Die Dinge werden sich regeln. Im Guten. Wenn ich ihnen Platz gebe und sie annehme, bisher war jede einzelne Situation in meinem Leben zu etwas gut… Was für mich in keinem Moment zur Debatte stand, ist aufzugeben. Ich sehe auch die jetzige Zeit als Chance, zur Entwicklung, Wandlung und als stetiger Neubeginn. Jeden Tag.
Es gibt keine Einbahnstraßen Lösung im Leben. Geht raus, fühlt, lebt, macht Fehler, tanzt im Regen, lacht mit Mäusen, streitet und versöhnt Euch, rennt mit Kühen, kuschelt mit Ochsen, macht Yoga mit Ziegen, was auch immer jedem gut tut. Denn diese Dinge können wir auch während des Lockdown tun.
Leben! Durch Corona sind wir schmerzhaft alle daran erinnert worden, wie wenig selbstverständlich unser Wohlstandsleben ist. Das es etwas gibt, was über Erfolg, Geld, Wohlstand, Luxus steht. Nämlich schlicht und ergreifend Leben! und Gesundheit. ( gibts auch nicht im Internet..)
Wachsen wird nur der, der immer wieder dem Wetter trotzt! ( ihr wisst ja, ich habe einen Hang zur Pathetik)
Alles Liebe und munter bleiben!!