Eine Krise jagt die nächste. Kaum erholen wir uns von Corona, bricht mitten in Europa ein Krieg aus. Wirkt sich das auch im Zusammensein mit unseren Tieren aus? Wenn ja, wie?
Angst und Unsicherheit ist ein vorherrschendes Thema. Das ohnmächtige Gefühl, das eigene Leben nicht mehr „in der Hand“ zu haben.
Tief sitzende Ängste und unterdrückte Gefühle kommen an die Oberfläche. Oft haben sie auf den ersten Blick nichts mit der aktuellen Situation zu tun. Sie ist nur der Auslöser. Diese Ängste wollen wahrgenommen und beachtet werden, damit wir sie verabschieden können. Um die Krise durchstehen zu können. Klingt komisch, is aber so.
Wir lernen uns neu kennen,
Die Frage, die sich mir gestellt hat, ist WIE gehen wir mit dieser Angst um? Bei aller Bedrohung sehe ich die momentane Zeit auch als Chance. Alles ist in Bewegung, richtet sich neu aus. Unsere Tiere sind, wie wir, ein Teil des großen Ganzen, schwingen mit uns, und natürlich in ihrem eigenen Resonanzfeld. Sie zeigen uns als ihr Gegenüber, was unsere Bedürfnisse sind und wo wir stehen. Ganz genauso, wie sie das auch vor den Krisen gemacht haben. Vielleicht sind wir heute etwas sensibilisierter und schauen genauer hin?!
Ich glaube jeder hat sein eigenes Rezept des Umgangs mit der Angst und der Unsicherheit, die einen haben einen Schnellkochtopf und sind flugs wieder in ihrer Balance, die anderen garen auf kleiner Flamme und brauchen mehr Zeit, bis es wieder passt. Einer friert bei Angst ein, ist handlungsunfähig. Braucht Ruhe, um wieder in die eigene Kraft zu kommen. Ein anderer kümmert sich vorrangig um sich. Geht in Resonanz mit der Angst, heisst sie willkommen, aber bietet ihr keinen Stuhl an. Ein anderer schaut und fühlt hin, ganzheitlich. Jedes Symptom auf körperlicher Ebene ist ein Ausdruck der Seele, wo es gerade klemmt.
Noch ein anderer behandelt die Symptome, schluckt vielleicht Pillen, oder Tropfen, ganz vielleicht flüchtet er sich auch in berauschende Zustände um nicht in Resonanz mit sich selbst zu gehen. Macht die Umstände und die „anderen“ verantwortlich. Schliesst sich dubiosen Verschwörungstheorien an und verliert sich immer mehr.
Wieder andere leugnen die Angst nach außen, machen sie sich nicht bewusst. Verfallen in hektische Betriebsamkeit, „kontrollieren“, „machen“, „kümmern“ sich, allerdings oft nicht um sich selbst, sondern um andere(s) , entwickeln Härte und Agressivität gegen sich und andere.
Wer macht das Richtige? Was ist besser? Das muss jeder für sich entscheiden, denke ich. Wir alle dürfen ja mit den Konsequenzen unseres Tuns leben. 😉
Lange Rede, kurzer Sinn!! Was hat das denn nun mit unseren Tieren zu tun?
Ich möchte einen kleinen Einblick geben in meinen Weg. In meine Bewältigung der Krise. Meinen Weg, die Diagnose Depression anzunehmen, ihr aber den Schrecken zu nehmen, um sie wohlwollend zu entlassen.
Ich weiss, ich höre schon: „Das macht man doch nicht, vor allem als Coach und Trainer. “
Aber was man macht ist mir ziemlich schnuppe, ich kann nur sagen, was ich mache und was mir guttut. Und ja, auch Coaches und Trainer haben Momente der Schwäche. Gehen vielleicht anders damit um, da wir einige Skills haben, die uns helfen. Wir gehen in Supervision mit anderen Therapeuten und oft hilft auch ein bedingungsloser Freund, der einfach da ist, zuhört und Klartext redet.
Und vielleicht, ganz vielleicht mache ich ja anderen mit meiner Offenheit ein bisschen Mut. Mut, hinzuschauen, den eigenen Weg zu finden. Sich nicht zu schämen und zu verstecken, weil die erlebten Gefühle nicht in den Mainstream passen.
Ich habe Angst gehabt. Grosse Angst. Mächtige, lähmende Angst. Bin dadurch unter anderem ein leichtes „Opfer“ für emotionale Vampire geworden. Die dann auch tatsächlich schnell zur Stelle waren. Sie wittern das ja, wenn ein potenzielles Opfer „reif“ ist. Ich hatte mich tatsächlich verloren. Panikattacken kamen in immer kürzeren Abständen und in ganz „normalen“ Situationen. Morgens aufzustehen und alltägliche Dinge zu verrichten war fast unmöglich, hat wahnsinnige Kraft gekostet. Jeglicher Kontakt zu Menschen war in dieser Zeit Schwerstarbeit. Mein ganzer Körper hat geschmerzt, jeder Schritt tat weh. Arbeiten unmöglich. Aber noch immer habe ich versucht weiter zu machen, zu funktionieren. Ich muss ja stark sein, muss genügend verdienen, um meine Familie und mich zu versorgen.
Der Moment, indem ich mir eingestanden habe, dass da wirklich „was“ ist, hat einfach nur Scham ausgelöst. Und mir den Boden unter den Füssen weggerissen. Wie kann es sein, dass mir so etwas „passiert“? Mir, die immer und für alles Lösungen hat? Mir, die sich mit den Jahren so unendlich weit entwickelt hat? Mir geschieht so ein gravierender Rückschritt?
Diagnose Depression. Hä? Das kann nicht sein. Ich nehme ein paar Vitamine und ruhe mich aus (haha), dann bin ich wieder fit! Die Diagnose kam im Sept. 2021. Nun haben wir April 2022. In diesen Monaten habe ich die tiefste Talsohle meines Lebens durchschritten. Mich sozusagen, natürlich mit Hilfe von außen, komplett resettet.
Ende November ist dann ein 9 Wochen alter Welpe unbekannter Herkunft bei mir eingezogen. Traumatisiert und haltlos durch zu frühe Trennung von der Mutter, der Wurf wurde mit ca. 5 Wochen ausgesetzt. Bei Undine Fischer haben sie ein stabiles Rudel und professionelle Betreuung gefunden, so dass alle 5 in ein neues Zuhause ziehen konnten. Trotzdem fehlt natürlich die mütterliche Liebe und Fürsorge.
Lalü war von Anfang ein hyperaktiver ängstlicher Hund, der vor lauter scannen nicht zur Ruhe kam. Für mich total nachvollziehbar, und nachfühlbar. Ging es mir als Kind ähnlich. So konnte ich mich in ihr wiederfinden. Dies wiederum hat mir (und auch ihr) geholfen zum einen eine enge, stabile Bindung zueinander aufzubauen, zudem hat sich jeder von uns durch die Sicherheit des anderen stabilisieren können.
Inzwischen geht es mir wieder gut, ich habe gelernt noch mehr auf mich aufzupassen. Noch mehr auf mein Bauchgefühl zu vertrauen und vor allem tiefe Ruhe gefunden durch die Erkenntnis eigentlich ein ganz normaler Mensch zu sein. Mit einer außergewöhnlichen Begabung, aber auch ganz normalen Bedürfnissen und Schwächen.
Nicht alle aus unserer Herde zuhause waren in dieser Zeit für mich da. Der Habakuk hat schon mit den Augen gerollt, wenn ich mit meinem schwarzen Seelenumhang in Richtung Stall gekommen bin. Auch für Askia war es tatsächlich zu viel. Sie hat mich freundlich aber bestimmt ignoriert, hat gelernt sich selber zu schützen und Grenzen zu setzen. ( Ja es mag komisch klingen, wenn ich das einem Pferd zuschreibe, in unserer Welt hier vermischt sich so manches. Das ist ja genau das, was es ausmacht 😉 )
Die Angst loslassen konnte ich durch Deus. Er hat mir die Stärke aufgezeigt, die ich unterwegs verloren hatte. Lalü und ihn verbindet ein besonderes Band, sie begrüßen sich überschwänglich, putzen sich und freuen sich sichtlich den anderen zu sehen. Das war von Anfang an so. Nur bei den Beiden!
Ich habe Stunden einfach bei ihm und Mio gesessen und fühlte mich behütet und beschützt. Konnte in Ruhe in mich hinein fühlen, ohne von Energieräubern belästigt zu werden. Seine enorme Kraft hat mir ganz viel Zuversicht und Klarheit zurück geschenkt. Einfach so. Im Jetzt. Ohne Bedingungen. Ohne Versprechungen. Einfach Ich.
Und dann… habe mich irgendwann selber wieder gefunden. Stark und und frei in meiner Kraft. War eigentlich ganz einfach, ich stand ja nur neben mir. Also gar nicht so weit weg. Aber gefühlt unerreichbar…
Und nun? Grüsse ich die Angst mit einem freundlichen Nicken im Vorbeigehn. Sie berührt mich nicht mehr.
Übrigens… Der Habakuk steht nun wieder als erstes am Tor und möchte etwas mit mir unternehmen. Aber das nur am Rande.
Wie immer spreche ich hier nur für mich und schreibe meine Sicht der Dinge nieder. Jeder hat seine ganz eigenes Gefühl und Wahrnehmung aller Dinge. Und natürlich eine ganz persönliche Art und Weise des Umgehens damit.