+49 (0)173 953 5084 info@claudia-mosebach.de

Wer im Duden nachschaut findet folgende Synonyme zu Ausschußware:

Bruch; (umgangssprachlich) Plunder; (umgangssprachlich abwertend) Ramsch; (salopp abwertend) Schrott

Auch bei Pferdezüchtern, Ausbildern und Landwirten sprechen die Verantwortlichen oft von Ausschussware. Sozusagen der Schrott unter den Tieren. Inzwischen wird mit diesem „Schrott“ gutes Geld gemacht.

Das Geschäft mit dem Mitleid boomt. Leider auch oft auf Kosten der Tiere. Aber das ist ein anderes, wenn auch nicht weniger wichtiges Thema… !

Ausschussware kann weg, weil im Überschuss produziert wird!  Die, die dem Druck der „Aufzucht“ und „Ausbildung“ nicht gewachsen sind, fallen einfach durchs Raster. Werden zu Ausschuss!

Welche Folgen das für Kälber und ihre Mütter hat, wissen wir zur Genüge. In meinem Buch Hand aufs Horn. Erschienen im Tredition Verlag thematisiere ich dies:

Von Anfang an. Sie nennen mich Mio. Neun Monate durfte ich im Bauch meiner Mama wachsen. Dann war es soweit! Ich habe das Licht der Welt erblickt. Am 11.11.2017 um 6.10 Uhr. Woher ich das so genau weiß? Na, meine Menschin hat mir das erzählt. Aber weiter… Also so richtig gesehen habe ich nichts, denn es war ganz dunkel und doll kalt. Wir Rinder sind sogenannte Nestflüchter, das bedeutet, wir sind kurz nach der Geburt in der Lage aufzustehen und schon am ersten Lebenstag finden wir uns in unserer Umgebung zurecht. Wir laufen mit unserer Mutter mit, die uns mit Milch aus ihrem Euter versorgt. Das Euter finden wir instinktiv.  -Nachdem ich den ersten großen Schluck Milch getrunken habe war ich dann doch sehr müde. So eine Geburt ist echt anstrengend. Also habe ich mich hingelegt und ein bisschen geschlafen. Mama hat ja auf mich aufgepasst. Ein gutes Gefühl!

Das ist eine Besonderheit habe ich gehört. Denn die meisten Kälber werden direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt. Dann in so nen komischen Verschlag gebracht, wo sie alleine sein müssen. Keine warme Milch. Keine warme Mama.  Das verstehe ich nicht, denn wo ich geboren wurde, werden die Kühe ja auch gemolken, die Milch zu Käse verarbeitet oder getrunken von den Menschen. Aber es blieb immer genug für uns Kälber übrig. Und wir durften bei unseren Müttern sein. Ich kann und mag mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich es ist, alleine und voller Angst vom ersten Atemzug an „leben“ zu müssen.

Durch diesen Stress und teilweise schlechtem Fütterungsmanagement, sowie Fütterung mit Milchaustauschern (Bäh! Die Armen! Was soll man denn da austauschen?!) entwickeln viele Kälber schmerzhafte Labmagen Geschwüre. Ohje, ich stell mir das voll schlimm vor, immer Bauchschmerzen zu haben. Eine Menschenfrau mit Namen Dr. Corinne Bähler aus der Schweiz hat das untersucht und festgestellt. Ihre Ergebnisse könnt ihr alle in diesem Internet finden. Das finde ich gut, denn vielen meiner Artgenossen geht es sehr schlecht. Und so erfahren immer mehr Menschen auch von den Problemen die meine Artgenossen haben. 

Heute und hier meine ich Pferde. Diese hochgezüchteten, spezialisierten, sogenannten Sportpferde mit den Pommespiekerbeinchen. Die schon lange nicht mehr auf Charakter und solide, zuverlässige Leistung gezüchtet werden. Sondern mit immer kleineren, feineren Köpfchen, mit winzigen Mäulchen, in die, bei einer Größe von gut 1,75 m Stockmaß, nur ein Gebiss der Größe 12,5 oder 13 cm passt. Die mit immer längeren Beinen und kürzeren Rücken, dadurch einer sehr wackeligen natürlichen Balance, fast unmögliches vollbringen müssen.  Und leider meistens mit einem Nervenkostüm ausgestattet, das weit entfernt ist von den nervenstarken „alten“ Zuchten.

Unzählige dieser Pferde gehen in frühen Jahren zum Schlachter, nur ein kleiner Teil schafft es mitzuhalten. (Da stellt sich mir die Frage was besser ist…)

Die, die nicht geschlachtet werden, fristen oft als unreitbar und schwierig im Handling ihr Dasein. Werden von einer Hand in die nächste gereicht. Haben nicht selten schwerwiegende Magenprobleme, anderweitige Kranheiten und „Unarten“. Sind Wanderpokale geworden, die keiner mehr haben will. Wenn dann aber so ein Pferd „seinen“ Menschen findet und umgekehrt, dann kann`s ja wohl nicht schöner sein!

 

So ein Pferd ist Samba! 17 Jahre, V; Sandro Hit. Zu grossem geboren! Eigentlich… Veranlagung und früher Werdegang siehe oben. Er hatte Glück, durfte beim Züchter auf der Weide bleiben. Lernt dort seine jetzige junge Besitzerin kennen. Die sich auf ihn einlässt.

Die sich mit mir auf den ganzheitlichen Weg wagte.

Ihrem Pferd heute die Sicherheit gibt, die er braucht. Sich auf den schmalen Grad zwischen Unsicherheit oder vielleicht doch Frechheit bei ihm einlässt und dementsprechend handelt. Weich bleibt auch wenn`s mal hoch hergeht. Die lernte ihr Pferd zu lesen, zu fühlen und zu wissen, wann sie wie und was tun darf, kann und soll. Immer im Rahmen der Ausbildungsskala natürlich. Aber auch immer im Sambas und ihrem Rahmen…

Danke liebe J., das ich hier Eure Geschichte erzählen durfte.